Minglanilla gehört zu den Vorstädten von Cebu, ohne sichtbare Trennung schließt sich Minglanilla südlich an Talisay und somit direkt an den Großraum von Cebu-City an. Minglanilla wurde 1858 von den Spaniern zur Stadt ernannt, zuvor war es ein kleines Fischerdorf unter anderem Namen.
Das Mary Our Help – Technical Institute for Women in Minglanilla (MOH-TIW) wurde 1985 als erstes technisches Ausbildungsinstitut für Mädchen und junge Frauen der Salesian Sisters of Don Bosco auf den Philippinen gegründet und begann neben der Basis- und Pflichtschulausbildung meist mit Abendkursen zur Berufsausbildung. Begonnen wurde mit den „klassischen Frauen-Fächern“: Hauswirtschaft, Schneiderei, Kochen, Backen und Kosmetik, in den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts wurden Computerkurse und erste zertifizierte Kurse in o.g. Fächern angeboten. Inzwischen besteht ein umfangreiches und ausgefeiltes Kurssystem, siehe unten.
Gleich neben dem MOH-TIW befindet sich eine von den Salesianer-Schwestern betriebene Grundschule und (Junior-)Highschool für beide Geschlechter sowie eine Gemeindekirche sowie diverse Sportstätten.
Das MOH-TIW ist nur für junge Frauen ausgerichtet und wurde mit Hilfe der GIZ und über das deutsche Entwicklungshilfeministerium (BMZ) aufgebaut und befindet sich baulich und von der Ausstattung auf dem neusten Stand. Besucher würden die Schwestern nach einer Besichtigung oft fragen, ob sie eine Schule für die Reichen sei. Diese gute Ausstattung täuscht jedoch darüber hinweg, dass sich das MOH-TIW an junge Frauen aus einfachsten Verhältnissen richtet, die so gut wie alle Hilfe und Unterstützung für die schon maßvoll begrenzten Ausbildungskosten in Form von Stipendien benötigen. Alle Kurse können sowohl nach der Senior Highschool als auch wie eine Art Fachabitur während der Senior Highschool belegt werden. Das gesamte Ausbildungsprogramm ist am deutschen „dualen System“ orientiert, halbtägige Theorie, halbtägige Praxis. Folgende Fächer können junge Frauen hier lernen:
Das MOH-TIW besteht aus 3 Hauptgebäuden, einem Verwaltungsgebäude mit Kapelle sowie Klassenräumen in den höheren Etagen, einem reinen Ausbildungsgebäude mit v.a. den berufsschulrelevanten Klassenräumen, ein Gebäude mit großem Versammlungsraum und Bühne, weiteren Verwaltungsräumen sowie einer kleinen Klinik. Zusätzlich gibt es ein Internat mit 55 Betten, eine Küche mit überdachter Terrasse und den Konvent der Schwestern.
Computer-, Physik- und Chemiekursräume (incl. Notfalldusche) für die Senior-Highschool Ausbildung dürften so manches deutsches Gymnasium in den Schatten stellen, in jedem theoretischen und praktischen Ausbildungsraum ist neben einer Tafel zum klassischen Schreiben mit Kreide auch ein (mit Schutzhülle überhangener) Großbildschirm. Eine audiovisuelle Großleinwand, wie in einem Kino, ergänzt die neue Ausbildungstechnik. Es gibt einen Klassenraum mit speziellen Tischen für technische Zeichnungen.
Die Berufsschul-Klassenräume sind je nach späterem Berufsbild entsprechend ausgestattet: Die Büroausbildungen finden in nachgestellten Großraumbüros statt. Elektronik, „Electroengeneering“ und Mechatronik in Werkhallen nachempfundenen Klassenräumen. Für Hauswirtschaft gibt es nachempfundene Hotelzimmer, von der einfachen „Absteige“ bis zur Luxus-Suite sowie einen Rezeptionstisch und Bar. „Bartending“ hat eine eigene Bar + einen vorgelagerten Gastraum. Im Rahmen der erweiterten Ausbildung gibt es eine Küche mit neusten Back- und Kochgeräten. Das Schneidereizentrum ist mit Nähmaschinen ausgestattet, zusätzlich besteht ein zweiter Nähereiwerkraum, in dem im Rahmen von einkommensschaffenden Aktivitäten und als „On-the-Job-Training“ von den jungen Frauen Großaufträge gegen Bezahlung ausgeübt werden, so z.B. das Nähen der Schuluniformen für die benachbarte Schule für die Basisausbildung der Salesianerinnen. Im Elektronikraum stehen alte Fernseher, Radios, Computer oder Kühlschränke, die zu reparieren sind oder eine Sicherheitskamera die installiert werden muss. Ein Raum ist einem Call-Center nachempfunden, was ein wichtiges, gerade in Cebu weit verbreitetes Dienstleistungsgewerbe repräsentiert, für das meist keine spezielle Ausbildung, sondern nur gute Englisch- und PC-Kenntnisse verlangt werden. In diesem Raum wird auch das selbstbewusste Auftreten am Telefon geübt, das ja für viele ausgebildete Berufe wichtig ist. Eine umfangreiche Bibliothek incl. Internetarbeitsplätze besteht ebenfalls.
Die Jugendlichen kommen zu 65% aus Minglanilla, 20% aus der südöstlich angrenzenden Gemeinde Naga-City, ansonsten aus anderen Orten von Cebu, Bohol, Negros (Zentralvisayas), z.T. auch von Nordmindanao. Etwa 10% der Mädchen, kommen über IJM (International Justice Mission) und deren Partnern zu den Schwestern. IJM ist eine christliche internationale Menschenrechtsorganisation, die sich u.a. gegen Menschenhandel, Prostitution und Ausbeutung von Frauen einsetzt - ein Schwerpunktthema auf den Philippinen. Junge Frauen, z.T. minderjährig, werden nach Razzien in den umfangreichen Rotlichtvierteln von Cebu-City befreit und zunächst zu psychologischen Interventionen z.B. an die lokalen Franziskanerinnen übergeben, Frauen mit Drogen- oder Alkoholabhängigkeit erhalten über die auch in Deutschland aktive Facenda-Organisation zunächst eine Entzugstherapie, anschließend kommen die jungen Frauen im Rahmen der Rehabilitation und Tertiärprävention zu den Schwestern um eine Berufsausbildung zu lernen. Auch junge Frauen nach sexuellen Missbrauch – oft innerhalb der Familie kommen über IJM ins MOH-TIW. GGAP e.V. möchte mit seinen Stipendien v.a. die Gruppe dieser jungen Frauen unterstützen. Der einkommensschaffende Beruf hilft bei der Verarbeitung des Erlebten und zur Vorbeugung von Rückfällen.
Minglanilla wurde von uns als Partner ausgesucht, um gezielt benachteiligte Frauen auf den Philippinen zu fördern.
GGAP e.V. bzw. die Vorgängerorganisation Partnerschaft für gerechte Bildung unterstützt hier die Ausbildung von Jugendlichen seit Juni 2017.
Seitdem wurden in Minglanilla 102 junge Frauen gefördert.
Frauenanteil 100 %.